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Wie viel Zucker ist gesund?

Peter Scheer und Marguerite Dunitz-Scheer sind Experten für frühkindliche Essstörungen und behandeln diese auch über das Internet. (Credit: ZWT/Lunghammer)

Je weniger Zucker man zu sich nimmt, desto besser. Aber wie viel ist zu viel? Wie verhindert man Diabetes und auch Essstörungen? Die Experten von NoTube, ehemaliger Mieter im ZWT, klären auf.

Peter Scheer und Marguerite Dunitz-Scheer behandeln mit dem Unternehmen NoTube, das ursprünglich im ZWT angesiedelt war, Essstörungen bei Kleinkindern über das Internet. Aufgrund des großen Wachstums befindet sich der Unternehmensstandort mittlerweile in der Lenaugasse, das ZWT war der „Accelerator“ für das Start-up. Unlängst hat NoTube die erste und einzige Ess-Lernambulanz in Graz eröffnet.

Eine zu große Menge an Zucker bzw. Süßem ist bekanntermaßen ungesund. Wie unterstützt man als Eltern seine Kinde bei einem gesunden Essverhalten in Bezug auf Süßigkeiten?

Peter Scheer und Marguerite Dunitz-Scheer (NoTube): Aus unserer Sicht ist ein konsequentes Vorgehen wichtig. Entweder es gibt immer eine volle „Naschlade“ und freien Zugang, ohne dass das groß thematisiert wird. Dann lernen es die Kinder von selbst. Oder es gibt Einschränkungen, beispielsweise Süßigkeiten nur nach dem Essen oder nur am Wochenende. Dann müssen die aber von allen eingehalten werden.

Wovon hängt es ab, ob/was man als (zu) süß empfindet bzw. wie wird dieses individuelle „Messsystem“ des Körpers „programmiert“?

Scheer und Dunitz-Scheer: Wie man süß empfindet, wird vor allem genetisch programmiert. Über 90 Prozent der Kinder mögen süß, die Entwicklung zum Erwachsenen bedingt, dass man lernt, scharf und bitter zu mögen – etwa bitteres Gemüse oder Bier, was meist zwischen 12 und 14 Jahren der Fall ist. Etwa 10 Prozent der Menschen machen diese Entwicklung nicht und werden nie bitteres Essen und Getränke mögen. Ganz wichtig: Zucker ist kein Gift, sondern – frei nach Paracelsus – die Dosis macht das Gift.

Essstörungen werden ja immer häufiger, andererseits aber auch Erkrankungen wie Diabetes und Übergewicht. Gibt es (wissenschaftliche) Erklärungen zu diesem Widerspruch?

Scheer und Dunitz-Scheer: Eine EU-Erhebung hat dazu ergeben, dass Dicksein eine soziale Frage ist und auch damit zusammenhängt, dass sich die Menschen heute Essen in beinahe unbeschränkter Menge leisten können. Auch die Wachstumsbestrebungen der Nahrungsmittelkonzerne spielen eine Rolle. Anorexie und andere Essstörungen im Jugendalter treten auf, wenn die folgenden 3 Faktoren aufeinandertreffen: Änderung des Frauenbilds, Änderung des Schönheitsideals und Überfluss an Essen.