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Mikroplastikpartikel: Eine Gefahr für die Gesundheit?

Wolfgang Wadsak, Projektmanager microONE und Lukas Kenner, wissenschaftlicher Leiter microONE (v.l.) © Ji-Young Park, CBmed, 2021

Das Unternehmen CBmed (Center for Biomarker Research in Medicine) aus der ZWT-Community beschäftigt sich seit Jahresbeginn im Projekt microONE mit der spannenden Frage: Haben Mikro- bzw. Nanoplastikpartikel gesundheitlichen Auswirkungen auf uns? Projektmanager Wolfgang Wadsak von CBmed verrät die Details.

Unsere Umwelt wird mit Kunststoffen überschwemmt und sie machen nicht vor unseren Körpern halt. Je kleiner die Plastikpartikel sind, umso eher können sie sogar alle Schranken im Körper passieren. Vom Gehirn bis zur Plazenta konnte man Mikroplastikpartikel bereits in Lebewesen feststellen. Die Relevanz ist also unbestritten. Nun wird dazu unter anderem in Graz geforscht. „Der Titel dieses neuen Projektes lautet ,Mikroplastikpartikel: Eine Gefahr für die Gesundheit?‘ Mit Fragezeichen deshalb, weil wir nicht sicher wissen, ob es gesundheitliche Auswirkungen gibt und wenn ja welche“, erklärt Projektmanager Wolfgang Wadsak von CBmed: „Speziell in Zusammenhang mit Krebserkrankungen gibt es bisher noch keine Untersuchungen.“

 

Stolz auf renommierte Partner
Im Projekt microONE nehmen Grazer Forscherinnen und Forscher gemeinsam mit renommierten Partnerinnen und Partnern aus Wissenschaft und Industrie aus Nordamerika, Asien und Europa nun insbesondere die Entwicklung von Krebserkrankungen wie Darmkrebs und biochemische Wechselwirkungen in Zusammenhang mit Mikroplastik unter die Lupe. Diese Forschungsaktivitäten könnten großen Einfluss auf unser Verständnis von möglichen Beziehungen zwischen Mikroplastik und menschlichen Krankheiten haben. CBmed ist im Projekt als Kompetenzzentrum für Biomarker-Forschung die Konsortialführerin. Mit microONE erweitere man das bisherige Forschungsgebiet, so Wadsak.

CBmed untersucht Wechselwirkungen
Das Projekt microONE ist sehr komplex, schließlich muss unter anderem erst „künstliches Mikroplastik künstlich hergestellt“ werden. Das klingt paradox, doch weil sich zum Beispiel im Meer Algen auf den Kunststoffen ansiedeln oder Mikroplastik toxische Stoffe enthalten kann, muss man für die Untersuchungen erst „reines Mikroplastik“ herstellen. Jener Projekt-Part der internationalen Forschung, der bei CBmed in Graz stattfindet, befasst sich aber mit den Wechselwirkungen dieser Partikel im menschlichen Organismus. „Was bewirken Mikroplastikpartikel bei Tumorgewebe und was beeinflussen Medikamente in diesem Zusammenhang?“, so Wadsak, „und wie sehen die Zusammenhänge mit dem Mikrobiom aus?“ Als Projektleiterinnen werden hier Barbara Prietl und Vanessa Stadtlbauer-Källner von CBmed im Einsatz sein. Aktuell laufen die Vorarbeiten für das auf vier Jahre angesetzt Projekt, doch Wadsak rechnet mit dem Forschungsstart in den nächsten Monaten und ersten Zwischenergebnissen möglicherweise schon im Herbst.

Wir „essen“ 5 Gramm Mikroplastik pro Woche
Die Erwartungshaltung bei allen Beteiligten ist klar: „Wir rechnen mit einem Effekt, denn man muss sich vorstellen, wir essen in unseren Breitengraden 5 Gramm Mikroplastik pro Woche, also einen Teelöffel voll! Es ist unwahrscheinlich, dass das nichts mit uns macht. Aber wir wissen nicht, wie stark der Effekt ausgeprägt ist und wie er genau aussieht. Mikroplastikpartikel könnten den Effekt von Medikamenten aber zum Beispiel ebenso verstärken wie abschwächen“, beschreibt Wolfgang Wadsak.

Forschungsergebnisse mit großer Auswirkung?
Das neue Forschungsprojekt wird nicht nur von der Wissenschaftscommunity genau beobachtet, es hat auch einen hohen gesellschaftlichen Impact. „Sollte man herausfinden, dass Mikroplastik Dickdarmkrebs befeuert, dann muss man etwas tun und sicher auch weiter forschen. Wir liefern einen Baustein dazu“, betont der Projektmanager. Und er streicht auch die hohe intrinsische Motivation bei allen, die am Projekt mitwirken, hervor: „Ich lebe nicht ,zero plastic‘, doch durch das Projekt habe ich mich stärker mit der Verwendung von Einwegflaschen auseinandergesetzt; es beeinflusst schon auch das eigene Leben und da brauchte man niemanden zu überzeugen. Alle finden, dass das untersucht werden muss, denn wir sind ja auch alle betroffen. Ich habe vier Kinder – da denkt man schon nach, wie man ein nachhaltigeres Leben auf diesem Planeten gestalten kann und wie wir mit Konsum und Kunststoffen umgehen. Aber wir müssen auch wissen, was wir mit Medikamenten oder mit Therapien in welcher Art beeinflussen können.“

microONE ist ein COMET Modul der CBmed, welches im Rahmen des COMET Programms durch die FFG (Republik Österreich), die WAW (Land Wien) und die SFG (Land Steiermark) gefördert wird.